Jeden Sonntag, 20.00 Uhr, ein neues, spannendes Kapitel exklusiv auf Projekt Nordmark! Begleite die Haunebu Flotte und Wolfram Hagen von Drachau auf der Suche nach der Wahrheit und dem Ursprung von VRIL. Dunkler Humor, spannende Geschichten und eine große Portion Science Fiction / Military Fiction sind garantiert!

Sirius B - Der Ruf der Götter - Kapitel 16 – Verräter und Schatten

Kapitel 16 – Verräter und Schatten

Wolfram trat in die Zelle, als wäre er ein König, der sein Reich betrat – die Schultern zurück, der Blick eisig. Die Schatten an den Wänden zuckten, als spürten sie seine Verachtung. Er ignorierte sie. Seine Augen blieben auf Erik gerichtet, diesem Mann, den er einst als Bruder bezeichnet hatte.

"Du siehst aus wie Scheiße," bemerkte Wolfram trocken.

Erik grinste, seine Lippen zu blass, seine Zähne zu scharf im fahlen Licht. "Und du alterst nicht mit Anmut, Wolfram." Seine Stimme klang fremd – nicht nur wegen des Verrats, sondern als wäre etwas anderes darin eingewoben. Etwas, das nicht ganz menschlich war.

Götz blieb an der Tür, die Arme verschränkt, ein stummer Wächter. Seine Hand lag nah am Pistolengurt, aber er rührte sich nicht. Er kannte Wolfram. Der Alte würde sein eigenes Spiel spielen.

Wolfram trat näher, bis er Eriks Atem spüren konnte – kalt und metallisch, wie der Hauch eines leeren Schiffskorridors. "Ich hätte dich erschießen lassen sollen, als wir dich gefangen nahmen."

"Hättest du," stimmte Erik zu, fast freundlich. "Aber das hier..." Er deutete mit dem Kinn auf die sich windenden Schatten. "...interessiert dich zu sehr. Du kannst nicht anders. Du musst verstehen."

Wolframs Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln. "Oh, ich verstehe. Du hast dich verkauft. An was auch immer das hier ist." Er machte eine vage Geste zu den Wänden. "Aber weißt du was? Ich glaube nicht, dass du es verstanden hast. Nicht wirklich."

Eriks Lächeln erstarrte. Ein winziger Riss in der Fassade.

Wolfram nutzte den Moment. "Du dachtest, sie würden dich stärker machen. Klüger. Aber schau dich an." Er packte Eriks Kinn, zwang ihn, hochzublicken. "Du bist nur ein Werkzeug. Ein Briefkasten für Botschaften, die du nicht mal verstehst."

Die Schatten hinter Erik zuckten, als wären sie verärgert. Die Temperatur in der Zelle sank weiter.

Götz spürte es zuerst – einen Druck in der Luft, als würde sich etwas zusammendrücken. "Wolfram..." warnte er leise.

Doch Wolfram lachte. Ein raues, unerschrockenes Geräusch. "Was? Hast du Angst, sie zu beleidigen?" Er richtete sich auf und sprach jetzt direkt zu den Schatten. "Ihr wollt Respekt? Dann zeigt euch richtig. Nicht dieses billige Schattentheater."

Für einen Herzschlag geschah nichts.

Dann – ein Flüstern. Nicht aus Eriks Mund, sondern aus den Wänden selbst. Worte, die keine Worte waren, sondern ein Gefühl, das sich in ihren Schädeln ausbreitete:

WIR SIND NICHT DIE, VOR DENEN IHR EUCH FÜRCHTEN SOLLT.

Wolfram hob eine Augenbraue. "Beeindruckend. Aber wenn ihr so mächtig seid – warum braucht ihr dann kleine Würmer wie ihn?" Er deutete auf Erik, dessen Gesicht jetzt eine Mischung aus Wut und Angst zeigte.

Die Antwort kam sofort, diesmal durch Eriks Mund – aber in einer Stimme, die nicht seine eigene war:

WEIL IHR MENSCHEN NUR EURESGLEICHEN VERTRAUT. SELBST WENN ES EUCH ZERSTÖRT.

Wolfram schnaubte. "Dann habt ihr uns falsch verstanden." Er zog die Rune aus seiner Tasche – dieselbe, die Karl aus der fremden Welt entrissen hatte. Sie pulsierte in seiner Hand, ein warmes Gold gegen die kalte Dunkelheit. "Wir vertrauen niemandem blind. Nicht mal uns selbst."

Die Schatten wichen zurück. Erik stöhnte, als würde ihm etwas entrissen werden.

Götz trat vor. "Was hast du vor?"

Wolfram betrachtete die Rune, dann Erik. "Ich gebe ihm eine Wahl. Endlich die Wahrheit sagen – oder herausfinden, was passiert, wenn ich diese Rune gegen seine Stirn drücke."

Eriks Augen weiteten sich. Er wusste genau – das war keine leere Drohung.

Und zum ersten Mal seit seiner Gefangennahme... wirkte er wirklich verängstigt.

Wolfram hielt die Rune so nah an Eriks Stirn, dass die pulsierende Energie bereits feine, bläuliche Adern über dessen Gesicht zeichnete. Erik zuckte zurück, sein Körper verkrampfte sich wie unter elektrischem Schock – nicht aus Schmerz, sondern aus einer instinktiven, tiefen Abscheu vor dem Artefakt. Seine Pupillen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als stünde er nicht vor einem alten Kameraden, sondern vor einem flammenden Schwert.

"Letzte Chance, Erik," sagte Wolfram. Seine Stimme war ruhig, fast sanft, wie ein Henker, der das Seil prüft. "Ich kann dein Urteil nicht aufhalten. Das Tribunal wird dich richten, und die Galgen sind schon gebaut. Aber du kannst deinem erbärmlichen Ende noch etwas Würde geben. Sprich. Warum?"

Eriks Lippen zitterten. Etwas kämpfte in ihm – der Rest eines Mannes, den Wolfram einst gekannt hatte, oder nur die Angst vor dem, was kommen würde? Die Schatten an den Wänden krümmten sich, als wollten sie ihn zurückhalten.

"Sie... versprechen Ordnung," presste Erik heraus. Seine Stimme klang gequält, als müsse er jedes Wort gegen einen unsichtbaren Widerstand ausspucken. "Eine Welt ohne Krieg. Ohne das Chaos, das wir kennen. Sie sagen... sie können alles zurücksetzen."

Wolfram blieb unbewegt. "Zurücksetzen?"

"Alles!" Erik lachte plötzlich, ein hysterisches, gebrochenes Geräusch. "Die Fehler, die Niederlagen – selbst den Tod. Sie können die Zeit selbst biegen!" Seine Augen glänzten fanatisch. "Stell dir vor, Wolfram – kein Verrat mehr. Kein Verlust. Alles, was du je falsch gemacht hast... ungeschehen."

Für einen Moment herrschte Stille. Selbst die Schatten schienen zu lauschen.

Dann seufzte Wolfram – nicht mit Mitleid, sondern mit einer Art trauriger Genugtuung. "Ah. Also das ist ihr Köder." Er senkte die Rune ein wenig, aber sein Blick wurde noch kälter. "Du hast dich verkauft, weil sie dir Märchen erzählt haben. Weil du dachtest, sie würden dir deine Fehler wegnehmen."

Erik erstarrte.

"Aber schau dich an," fuhr Wolfram fort, verächtlich. "Bist du perfekt geworden? Oder bist du nur ihr Hund, der um ein Stückchen Unsterblichkeit bettelt?"

Die Worte trafen wie Peitschenhiebe. Erik zuckte zusammen, und für einen Sekundenbruchteil war nur noch der gebrochene Mann zu sehen – kein Prophet, kein Verräter, nur ein verlorener Soldat, der zu weit gegangen war.

Doch dann verhärtete sich sein Gesicht wieder. "Du wirst es verstehen," zischte er. "Wenn sie kommen. Wenn du siehst, was ich gesehen habe. Dann wirst auch du—"

Wolfram drückte die Rune gegen seine Stirn.

Ein greller Blitz. Eriks Schrei erstarb abrupt, als sein Körper sich verkrampfte. Die Schatten an den Wänden zuckten wild, zerrissen sich wie Stoff unter einer unsichtbaren Klinge – und dann war es vorbei.

Erik sackte zusammen, bewusstlos, sabbernd, ein Häufchen Elend auf dem Zellenboden.

Wolfram betrachtete ihn einen Moment, dann wandte er sich ab. "Nein," sagte er einfach. "Ich werde nicht."

Er warf Götz die Rune zu, die sie sicher auffing. "Bring ihn ins Lazarett. Lass Karl ihn beobachten – wenn er aufwacht, könnte er nützlich sein."

Götz nickte langsam. "Und die Crew?"

"Sag ihnen die Wahrheit," brummte Wolfram, während er die Zelle verließ. "Dass ihr Held gerade bewiesen hat, dass die Schatten nichts als Lügner sind. Und dass wir ihnen als Nächstes einen Besuch abstatten werden – auf unsere Art."

Die Tür schloss sich hinter ihm mit einem endgültigen Klick.

Und irgendwo, tief im Schiff, begann die Rune in Götz' Hand leise zu summen – als würde sie lachen.

Götz beobachtete mit eisiger Miene, wie die Sanitäter Eriks reglosen Körper auf die Trage schnallten. Seine Anweisungen waren knapp und präzise: "Vollbewachung. Jede Bewegung protokollieren. Und wenn er auch nur flüstert – ich werde sofort informiert." Die Sanis nickten stumm, ihre Blicke flüchtig auf die leblose Gestalt gerichtet, bevor sie den Gefangenen wegrollten.

Dann wandte sich Götz den übrigen Dänen zu, die in ihren Zellen saßen – reglos, stumm, die Augen halb geschlossen, als wären sie bereits Geister. Kein Protest. Keine Wut. Nur diese leere, fast ergebene Haltung, die ihn mehr beunruhigte als offene Rebellion es je könnte.

Er trat vor die erste Zelle, in der Lars, Eriks Stellvertreter, mit verschränkten Armen auf der Pritsche hockte. Der Mann hob langsam den Kopf, sein Blick traf den von Götz – und in diesen Augen lag keine Hoffnung mehr. Kein Fanatismus. Nur die stumpfe Gewissheit eines Verurteilten, der sein Schicksal akzeptiert hat.

"Ihr hättet reden können", warf Götz ihm hin.

Lars zuckte kaum merklich mit den Schultern. "Wozu?" Seine Stimme war rau, aber ruhig. "Ihr werdet uns sowieso hängen. Erik hat nur früher kapituliert als wir."

Ein eisiger Hauch strich durch den Gang, obwohl die Lüftung nicht aktiv war. Die anderen Dänen rührten sich nicht, aber Götz spürte ihre Blicke – nicht voller Hass, sondern fast mitleidig. Als wüssten sie etwas, das er nicht wusste.

"Ihr denkt, ihr seid Märtyrer", knurrte Götz. "Aber ihr seid nur nützliche Idioten. Erik hat euch verraten, genauso wie er uns verraten hat."

Lars lächelte schwach – kein triumphierendes Grinsen, sondern das traurige Lächeln eines Mannes, der bereits aufgegeben hat. "Glaub das ruhig, Götz. Vielleicht beruhigt es dich, wenn du uns richtest." Er lehnte sich zurück, die Augen wieder halb geschlossen. "Aber frag dich eines: Warum hat Wolfram Erik nicht einfach getötet? Warum will er, dass er redet?"

Die Frage hing in der Luft wie ein Giftnebel.

Götz antwortete nicht. Er trat zurück, die Faust um den Schlüsselbund gekrampft, und verließ den Gefängnisblock. Doch Lars' Worte brannten in seinem Kopf, als wäre auch er infiziert.

Warum, wirklich?

Und während er durch die Gänge der Wotansklinge stapfte, spürte er es wieder – dieses leise Summen der Rune in seiner Tasche. Als würde sie ihm etwas zuflüstern, das er noch nicht verstand.

Etwas, das die Dänen längst wussten.

Götz' Entschluss

Die Gänge der Wotansklinge waren still, nur das gedämpfte Vibrieren der Antriebe durchdrang die Wände. Götz’ Schritte hallten dumpf, als er Richtung Kommandobrücke marschierte, die Faust noch immer um die Rune in seiner Tasche gekrampft. Das Ding pulsierte leicht, als würde es seinen Herzschlag nachahmen – oder ihn manipulieren.

Er kannte Wolfram. Der Alte hatte immer seine Gründe. Aber Lars’ Worte nagten an ihm: Warum hat Wolfram Erik nicht einfach getötet? Warum will er, dass er redet?

War es wirklich nur, um Informationen zu sammeln? Oder steckte mehr dahinter?

Götz blieb vor Wolframs Quartier stehen. Normalerweise hätte er einfach geklopft und wäre eingetreten. Doch diesmal zögerte er. Misstrauen war ein Gift, und die Dänen hatten es geschafft, ihm eine Dosis zu verabreichen.

Geheimnisse sind jetzt die größte Gefahr, erinnerte er sich selbst.

Mit einem harten Klopfen trat er ein.

Wolfram stand am Holoprojektor, die Hände auf die Kanten gestützt, als würde er das Schiff durch reine Willenskraft steuern. Er drehte sich nicht um. "Ich nehme an, du bist nicht hier, um mir zu sagen, dass Erik aufgewacht ist."

"Nein." Götz verschränkte die Arme. "Ich bin hier, weil die Dänen mich verunsichern."

Wolfram hob eine Augenbraue und drehte sich langsam um. "Das ist neu. Götz, verunsichert?"

"Lars hat Fragen gestellt. Über dich." Götz’ Stimme war rau. "Warum Erik noch lebt. Warum du so darauf versessen bist, dass er redet."

Wolfram betrachtete ihn einen Moment, dann seufzte er. "Und jetzt glaubst du, ich halte etwas zurück?"

"Ich glaube nichts. Aber ich weiß, dass Geheimnisse uns jetzt umbringen können." Götz trat näher. "Also sag mir die Wahrheit. Jedes verdammte Detail."

Wolfram lächelte leicht – nicht spöttisch, sondern fast erleichtert. "Gut. Dann hör zu."

Er deaktivierte den Projektor und lehnte sich gegen den Tisch. "Erik lebt, weil die Rune ihn braucht. Nicht als Informanten. Als Anker."

Götz runzelte die Stirn. "Anker?"

"Die Schatten kommunizieren durch ihn. Aber jetzt, da wir die Rune haben, können wir das umkehren." Wolframs Augen blitzten. "Statt ihre Botschaften zu empfangen – können wir zurücksenden."

Götz begriff langsam. "Ein Köder."

"Genau." Wolfram griff nach der Rune, die Götz ihm reichte. "Erik ist das Lockmittel. Die Schatten werden kommen, um ihn zurückzuholen. Und wenn sie das tun..."

"...schnappen wir zu." Götz nickte langsam. "Riskant."

"Aber nicht so riskant, wie blind in ihr Territorium zu fliegen." Wolfram legte die Rune auf den Tisch. "Und jetzt weißt du alles. Keine Geheimnisse. Ich hätte es dir ohnehin erzählt. Die Idee stammt von Siegfried und Karl. Sie bekamen es visualisiert in einer gemeinsamen Meditation. Für Erik ist es nur ein Aufschub. Solange wie wir ihn brauchen. Ein Tribunal werden wir bis Ende der Woche abhalten. So oder so."

Götz betrachtete die Rune, dann Wolfram. "Gut. Dann bereite ich die Männer vor."

Wolfram grinste. "Ich wusste, dass du verstehst."

Als Götz ging, spürte er die Last des Wissens – aber auch eine seltsame Erleichterung. Die Dänen mochten ihre Spielchen spielen, aber am Ende standen er und Wolfram auf derselben Seite.

Und das war alles, was zählte.

Doch während er den Gang hinabging, spürte er erneut das Pulsieren der Rune – als würde sie ihm etwas zuflüstern, das selbst Wolfram noch nicht wusste.

Oder das er ihm nicht erzählt hatte. Dieser Gedanke quälte ihn. Das war nicht er. Zeit dieses Gift loszuwerden.

Götz' Rückkehr zu sich selbst

Die Wotansklinge surrte leise um ihn herum, doch in Götz’ Kopf tobte ein Sturm. Dieser nagende Zweifel – er passte nicht zu ihm. Er war kein Mann, der sich von Worten erschüttern ließ, schon gar nicht von denen eines gefangenen Verräters.

Er blieb stehen, presste eine Faust gegen die kühle Metallwand des Korridors und atmete tief durch.

Das bin nicht ich.

Wolfram hatte ihm die Wahrheit gesagt. Die Strategie kam von Siegfried und Karl – den Einzigen, die die Schatten wirklich verstanden. Und wenn Wolfram ihnen vertraute, dann tat Götz das auch.

Ein Bild tauchte in seinem Kopf auf: Hagen von Tronje, der treue Kämpfer, der seinem Herrn bis in den Untergang folgte. Ohne Fragen. Ohne Zweifel. Das war sein Vorbild. Nicht dieses misstrauische Geflüster, das die Dänen säen wollten.

Seine Faust löste sich, und mit ihr die letzte Spannung in seinen Schultern. Er richtete sich auf, das alte, stählerne Selbstvertrauen zurück in seinen Augen.

"Genug gespielt," murmelte er.

Mit entschlossenen Schritten marschierte er zum Waffendepot. Die Männer brauchten klare Befehle, keine philosophischen Zweifel. Wenn Wolfram die Schatten ködern wollte, dann würde Götz dafür sorgen, dass die Falle perfekt zuschlug.

Als er die Tür aufstieß, hoben die Soldaten erwartungsvoll die Köpfe.

"Aufhören zu dösen," knurrte er. "Wir haben Arbeit."

Keine Fragen. Kein Zögern. Die Männer sprangen auf, gewohnt, seinem Ton zu gehorchen.

Götz grinste. Ja. So war es richtig.

Loyal bis zum Ende. Wie es sich für einen Krieger gehörte.

Und falls die Schatten wirklich kommen sollten – umso besser. Dann würden sie erleben, was es hieß, die Wotansklinge herauszufordern.

Mit diesem Gedanken im Herzen fühlte er sich wieder ganz er selbst.

Bereit.

Unbeugsam.

Wartezeit verkürzen?

Verkürze dir die Wartezeit mit einem tollen Produkt, passend zu der Sirius B Saga!

Beiträge, die dich auch interessieren könnten: