Wenn Götter etwas verlieren
Man sagt, Loki könne sich aus allem herausreden – aus jedem Schabernack, aus jeder List, selbst aus dem Zorn Odins. Doch an diesem Morgen half ihm kein Wort, kein Witz, kein Trick.
Denn Loki hatte etwas verloren.
Etwas Kleines.
Etwas, das er dringend brauchte.
Seinen Schuh.
Er stand mitten in Asgard, barfuß auf kühlem Stein, und starrte ungläubig auf seinen nackten Fuß. Der eine trug noch seinen grünen Lederschuh – der andere … nichts.
„Das ist doch Unsinn“, murmelte Loki. „Ein Schuh verschwindet doch nicht einfach!“
Aber in Asgard war nichts unmöglich.
Eine Spur aus Federn
Thor kam gerade vom Training, den Hammer geschultert, die Haare zerzaust wie ein Sturm.
„Was schaust du so?“ fragte er.
„Ich suche meinen Schuh.“
„Vielleicht hat er keine Lust mehr, dir zu folgen“, brummte Thor.
Loki seufzte. Dann bemerkte er etwas: eine einzelne, schimmernde Feder, die auf dem Boden lag. Dann noch eine. Und noch eine.
Die Spur führte hinaus aus Asgard – hinunter nach Midgard, in die Welt der Menschen.
„Na also“, grinste Loki. „Ich wusste, mein Schuh hat Flügel bekommen!“
Thor verdrehte die Augen. „Ich komme mit. Sonst bleibst du wieder irgendwo stecken.“
Und so zogen sie los – ein barfüßiger Gott und ein Donnersohn, dem das Ganze zu albern war.
Die Reise durch Midgard
Sie kamen an Dörfern vorbei, in denen Kinder in Pfützen sprangen und Hunde bellten. Überall fragten sie:
„Habt ihr einen Schuh gesehen? Grün, leicht verdreckt, ein bisschen frech?“
Die Menschen lachten.
„Einen Schuh? Der fliegt doch da hinten!“
Und tatsächlich – am Horizont flatterte etwas Grünes. Es sah aus wie ein Vogel, aber es war Lokis Schuh, festgehalten in den Krallen eines kleinen Raben.
Thor hob den Hammer, wollte schon zielen – doch Loki hielt ihn auf.
„Nicht! Der Rabe gehört bestimmt Odin!“
Sie folgten ihm in den Wald.
Der Baum des Windes
Zwischen hohen Birken fanden sie schließlich den Raben – und den Schuh.
Er saß auf einem Ast und betrachtete das Ding, als wäre es ein Schatz.
„Warum nimmst du meinen Schuh?“ fragte Loki.
Der Rabe krächzte.
„Er sagt, er hat ihn gebraucht“, übersetzte Thor. „Zum Nestbauen.“
Loki seufzte, lächelte dann aber. „Dann ist das wohl Schicksal. Aber vielleicht kann ich helfen – mit etwas Besserem.“
Er zog ein Stück Stoff aus seiner Tasche – weicher, glänzender, leichter als Leder. Mit einem kleinen Zauber verwandelte er es in ein winziges, warmes Nest.
Der Rabe nickte dankbar, legte den Schuh zurück – und flog davon.
Heimkehr nach Asgard
Zurück in Asgard saß Loki am Brunnen und betrachtete seine Schuhe. Einer alt, einer neu.
Thor kam vorbei.
„Und, gelernt?“
„Ja“, sagte Loki. „Dass man auch aus einem verlorenen Schuh eine Geschichte machen kann.“
Thor lachte laut. „Dann hoffe ich, du verlierst bald deinen anderen!“
Loki grinste. „Vielleicht. Aber diesmal mit Absicht.“
Und irgendwo am Himmel, zwischen Wolken und Rabenflügeln, lachte Odin leise mit.
Nordische Geschichten, kindgerecht erzählt
Auch kleine Dinge können große Abenteuer beginnen. Ein verschwundener Schuh, ein freundlicher Vogel – und zwei Götter, die sich wieder ein Stück besser verstehen.
So erzählen die alten nordischen Sagen nicht nur von Kraft und Donner, sondern auch von Witz, Freundschaft und dem Mut, das Unerwartete zu umarmen.
Nordische Motive für kleine Entdecker
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🪶 FAQ: Loki, Thor & die Kinder des Nordens
Warum ist Loki so bekannt?
Loki ist der Trickser der nordischen Götterwelt – klug, frech und oft das Herz jeder Geschichte.
Was lernen Kinder aus den Sagen?
Dass Mut viele Formen hat: Stärke, Neugier, Humor – und dass selbst Fehler zu Abenteuern werden können.
Gibt es noch mehr Geschichten?
Ja – Kleine Götter, große Abenteuer geht weiter!
Demnächst: Folge 3 – Iduns goldene Äpfel.
