Der seltsame Fremde
Eines Abends, als die Sonne tief über Asgard stand und die Mauern der Götter golden leuchteten, kam ein Fremder ans Tor.
Er war groß – so groß, dass er sich bücken musste, um durch das Tor zu sehen. Seine Stimme klang wie rollender Donner.
„Ich bin Baumeister,“ sagte er. „Ich kann euch helfen, Asgard zu schützen. Ich baue euch eine Mauer – stark genug, um selbst Riesen fernzuhalten.“
Die Götter sahen sich an. Odin runzelte die Stirn.
„Und was willst du dafür?“
Der Riese lächelte. „Nur Kleinigkeiten: die Sonne, den Mond … und Freyja zur Frau.“
Ein Raunen ging durch die Halle. Thor ballte die Fäuste. Loki grinste.
„Das können wir regeln“, sagte er leise.
Lokis Idee
„Wir sagen einfach ja“, flüsterte Loki. „Aber er soll die Mauer in einem Winter fertigstellen – ohne Hilfe.“
„Das schafft niemand,“ murmelte Thor.
Doch der Riese nickte. „Einverstanden.“
„Aber nur, wenn du allein arbeitest,“ fügte Odin hinzu.
Der Riese nickte erneut – und rief nach seinem Pferd.
Ein großes, silbernes Tier kam herangetrabt. Svadilfari, stärker als zehn andere Pferde zusammen.
Und dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte:
Er begann zu bauen – schnell, präzise, unermüdlich.
Tag für Tag, Nacht für Nacht.
Stein um Stein wuchs die Mauer höher.
Ein Plan, der zu gut war
„Das wird eng,“ sagte Freyja. „Wenn er weitermacht, bekommt er mich wirklich!“
„Nicht, wenn ich eingreife,“ meinte Loki.
Und er tat, was Loki immer tut: Er verwandelte sich.
In der nächsten Nacht sah man auf den Feldern kein Licht, nur das Wiehern eines Pferdes – und das leise, helle Schnauben einer Stute.
Svadilfari hob den Kopf, sah sie – und folgte.
Der Riese rief, aber sein Pferd war verschwunden.
Die Mauer blieb unvollendet.
Der Zorn und das Lachen
Als der Morgen kam, stand der Riese allein vor der halbfertigen Mauer.
„Ihr habt mich betrogen!“ brüllte er.
„Vielleicht,“ sagte Odin ruhig. „Aber du hast zu viel verlangt.“
Da griff der Riese nach einem Stein, größer als Thors Hammer – doch Thor selbst trat vor und schlug zu.
Ein Blitz, ein Donner, ein Ende.
Und in der Stille danach hörte man – ein Wiehern.
Ein kleines, graues Fohlen stand am Waldrand, mit acht Beinen.
Loki kehrte wenig später zurück.
„Ich … äh … habe ein Souvenir mitgebracht.“
Thor lachte so laut, dass die Vögel aufflatterten.
Das Fohlen hieß Sleipnir – und wurde später Odins treues Ross.
Die Lehre der Mauer
So erzählen die alten Sagen:
Manchmal entsteht aus List etwas Gutes, aus Stolz etwas Neues – und aus Fehlern Geschichten, die ewig bleiben.
Und irgendwo in Asgard steht bis heute ein Stück jener Mauer – als Erinnerung daran, dass selbst ein Trick seinen Sinn haben kann.
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🪶 FAQ: Der Riesenbaumeister und Sleipnir
Gab es wirklich einen Riesen, der Asgard baute?
In den alten Eddas ja – er wollte Asgard eine schützende Mauer errichten, doch seine Gier wurde ihm zum Verhängnis.
Was ist Sleipnir?
Sleipnir ist Odins achtbeiniges Pferd – das schnellste Tier der Welt.
Wie entstand Sleipnir?
Loki verwandelte sich in eine Stute, lenkte das Pferd des Riesen ab – und brachte Sleipnir später selbst zur Welt.
Was lernen Kinder aus der Geschichte?
Dass Klugheit manchmal wichtiger ist als Kraft – und dass gute Ideen oft aus ungewöhnlichen Wegen entstehen.