Kaum ein Name ist so eng mit der modernen UFO-Mythologie verbunden wie Bob Lazar.
Seit den späten 1980er-Jahren behauptet er, in einem geheimen Areal nahe der legendären Area 51 gearbeitet zu haben – einem Ort, an dem angeblich außerirdische Raumschiffe untersucht wurden.
Ob er ein Whistleblower ist oder ein genialer Geschichtenerzähler, bleibt bis heute offen. Doch eines ist sicher: Ohne Bob Lazar wäre das Thema UFOs nie das geworden, was es heute ist.
Wer ist Bob Lazar?
Robert Scott Lazar wurde 1959 in Florida geboren. In den 1980er-Jahren tauchte er plötzlich in der Szene auf – nicht als esoterischer Spinner, sondern als angeblicher Physiker mit Zugang zu geheimen Regierungsprojekten.
Seine Geschichte begann mit einem Interview im Jahr 1989 mit dem Reporter George Knapp auf dem Sender KLAS-TV in Las Vegas. Unter dem Pseudonym „Dennis“ sprach Lazar dort über seine Arbeit an einer Anlage namens S-4, südlich der Area 51.
Er behauptete, dort habe man neun außerirdische Fluggeräte untersucht – und er selbst sei beauftragt worden, ihre Antriebssysteme zu verstehen.
Die Geschichte von S-4
Laut Lazar befand sich S-4 in den Bergen nahe des Papoose Lake in Nevada.
Die Hangars seien in die Felsen gebaut gewesen, von außen kaum sichtbar.
Im Inneren: Untertassenartige Schiffe, die scheinbar nicht von Menschenhand stammten.
Lazars Aufgabe: den Antrieb dieser Schiffe analysieren.
Dabei stieß er angeblich auf eine Energiequelle, die auf einem bis dahin unbekannten Element 115 beruhte.
Dieses Element, so Lazar, könne Gravitation kontrollieren und so Raum und Zeit krümmen – der Antrieb einer Zivilisation, die sich nicht mehr im Raum bewegt, sondern den Raum selbst verbiegt.
Das Rätsel um Element 115
Als Lazar 1989 darüber sprach, war Element 115 reine Theorie.
Erst 2003 wurde tatsächlich ein Element mit der Ordnungszahl 115 entdeckt – Moscovium.
Doch es war instabil, zerfiel in Sekundenbruchteilen und konnte keine Energiequelle darstellen.
Trotzdem faszinierte die Übereinstimmung:
Hatte Lazar wirklich Wissen, das seiner Zeit voraus war?
Oder war es nur ein glücklicher Zufall, gespeist aus wissenschaftlicher Fantasie?
Für viele Anhänger ist Element 115 der Beweis, dass Lazar die Wahrheit sagt.
Für Skeptiker ist es der Zufall, an dem man erkennt, wie gut Geschichten wirken, wenn sie ein Körnchen Realität enthalten.
Widersprüche und offene Fragen
So präzise Lazars Schilderungen auch wirken – die Beweise fehlen.
Seine akademische Laufbahn, angeblich an MIT und Caltech, ließ sich nie bestätigen.
Keine Unterlagen, keine Zeugen, keine Diplome.
Auch seine Arbeit bei den Los Alamos National Laboratories ist umstritten:
Er tauchte zwar im Telefonverzeichnis des Labors auf, arbeitete dort aber wohl eher als Techniker für Strahlungsmessungen, nicht als Physiker.
Und doch: Zeitzeugen berichten, dass Lazar sie nachts zu Orten führte, wo sie am Himmel leuchtende Objekte sahen – exakt dort, wo er Testflüge der S-4-Schiffe angekündigt hatte.
Zufall? Täuschung? Oder ein Funken Wahrheit?
Zwischen Wahrheit und Inszenierung
Bob Lazar ist kein typischer Verschwörungstheoretiker.
Er hat nie den Eindruck erweckt, Ruhm zu suchen.
Er wirkte immer ruhig, sachlich, fast widerwillig, wenn er über das sprach, was er erlebt haben will.
Vielleicht ist genau das der Grund, warum seine Geschichte über Jahrzehnte überlebt hat.
Selbst Menschen, die nicht an Außerirdische glauben, spüren: Irgendetwas an Lazars Erzählung fühlt sich „echt“ an.
Einfluss auf die moderne UFO-Kultur
Begriffe wie „Reverse Engineering“, „Area 51“, „Element 115“ oder „S-4“ – sie stammen alle aus Lazars Geschichte.
Hollywood griff sie auf, Dokumentarfilmer zitierten ihn, und ganze Generationen von UFO-Forschern bauten auf seinen Erzählungen auf.
Selbst das US-Verteidigungsministerium musste Jahrzehnte später eingestehen, dass es tatsächlich Programme zur Untersuchung „nicht identifizierter Phänomene“ gab – was Lazars Aussagen plötzlich in einem anderen Licht erscheinen ließ.
Eine mögliche Erklärung
Es gibt Theorien, dass Lazar selbst Teil eines Desinformationsprojekts gewesen sein könnte.
Seine Aufgabe: eine kontrollierte, glaubhafte Geschichte zu verbreiten, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von geheimen Luftfahrtprojekten der USA (etwa Stealth-Flugzeuge) abzulenken.
Andere vermuten, er sei einfach ausgenutzt worden – mit Halbwissen gefüttert, um eine Geschichte zu erzählen, die glaubwürdig genug ist, aber nie beweisbar.
Wieder andere glauben: Er hat tatsächlich gesehen, was er sagt – und die Wahrheit wurde so geschickt entwertet, dass sie heute wie ein Märchen klingt.
Der Mann, der ein Mythos wurde
Heute lebt Bob Lazar zurückgezogen, betreibt eine Firma namens United Nuclear und verkauft Laser und Chemikalien.
Er gibt selten Interviews, meidet Sensationspresse und betont immer wieder, dass er nichts beweisen könne.
„Ich würde mir wünschen, dass ich lüge“, sagte er einmal. „Dann könnte ich normal leben.“
Ob man ihm glaubt oder nicht – Lazar ist längst mehr als eine Person.
Er ist eine Projektionsfläche für unsere Sehnsucht nach dem Unbekannten, nach Geheimnissen, die größer sind als wir selbst.
Fazit: Zwischen Wissenschaft und Mythos
Bob Lazar bewegt sich im Niemandsland zwischen Physik und Legende.
Er hat keine Beweise geliefert – aber er hat Fragen aufgeworfen, die bis heute offen sind.
Er zwang Wissenschaft und Öffentlichkeit, über Dinge zu sprechen, die man jahrzehntelang verdrängte.
Vielleicht war er kein Zeuge der Wahrheit.
Vielleicht war er ihr Bote – und wusste es selbst nicht.
🔍 Weiterführend
Wenn dich das Thema interessiert, lies auch unseren Beitrag zu 3I/ATLAS – Ein Objekt zwischen Mythos und Wissenschaft – dort geht es um ein weiteres Rätsel am Himmel, das wie Lazars Geschichte die Grenzen zwischen Fakt und Faszination verwischt.